Tatzeit: Montag 22.10.2012 um 20:15 Uhr
Täter: Joy Fielding
Komplizen: Dennenesch Zoudè und Günter Keil
Bereits Anfang August stand fest, wo ich mich am 22.Oktober 2012 um genau 20:15 Uhr befinden würde:
Mitten im Hörsaal des Rechtsmedizinischen Instituts, bewaffnet mit einer Kamera und einem Buch,
die Augen fest auf die Zeiger der kleinen weißen Uhr an der gegenüberliegenden Wand des Raumes geheftet.
Die Bühne war mit einer "Crime Scene" Absperrbanderole versehen, davor standen ein Podium mit drei Stühlen und gleich daneben ein Autopsietisch, von dem ein blutbeflecktes Laken hing - dann ging das Licht aus.
Nur der Tatort im vorderen Teil des Saals, blieb von roten und weißen Spots erleuchtet und dann öffneten sich dich Türen.
Joy Fielding betrat zusammen mit Moderator Günter Keil und der deutschen Synchronstimme, der Schauspielerin Dennenesch Zoudè, den Raum und schritt durch die Zuschauermenge die Treppe hinunter.
Zuerst unterzog der Moderator Joy Fielding eines knallharten Verhörs über ihre Leidenschaft für das Schreiben, ihren Werdegang als Autorin und hakte natürlich auch nach, wieso die männlichen Figuren immer so schlecht wegkommen in ihren Büchern - zumindest aus seiner Sicht. :)
Ich habe Joy Fielding von der ersten Sekunde an als eine unglaublich offene, humorvolle und sehr sympathische Frau erlebt, die keinerlei Starallüren an sich hatte.
Sie sprach ganz frei und ungezwungen über ihre ersten Schreibversuche im Alter von zwölf Jahren, als sie eine Geschichte über eine Tochter schrieb, die ihre Mutter ermordet. Als die Schriftstellerin den etwas belustigten Gesichtsausdruck des Moderators sah, fügte sie noch hinzu, sie und ihre Mutter hatten ein gutes Verhältnis, aber diese hatte damals trotzdem Joys Vater zu Rate gezogen, ob mit ihrer Tochter alles ok sei. ;)
Dann eröffnete Joy Fielding die Lesung mit dem Prolog ihres neuen Buches "Shadow Creek" (deutscher Titel "Das Herz des Bösen").
Nach diesem Auftakt folgten weitere Sequenzen aus Fieldings Thriller in deutscher Sprache, gelesen von der auch durch "Hinter Gittern" bekannten Dennenesch Zoudè.
Die Schauspielerin verlieh mit ihrer ruhigen, melodischen Stimme dem Text zusätzliche Spannung und der Saal hielt den Atem an, als das nette alte Ehepaar, das wir im Prolog kennen gelernt haben, plötzlich und unerwartet den Mördern in die Augen sieht.
Anschließend ergriff Günter Keil wieder das Wort und stellte Joy Fielding einige Fragen über ihr Privatleben, ob sie als Autorin sadistische Neigungen habe und was sie zu ihren Figuren und Handlungen inspiriert.
Die Schriftstellerin gab ganz offen und frei Auskunft über ihre beste Motivvorlage - ihre ältere Tochter, die, wie sie humorvoll sagte, immer etwas spezieller war, gab Einblicke in ihre Phantasie und verneinte ganz klar eine sadistische Neigung gegenüber ihren Protagonisten ;)
Dann setzte Dennenesch Zoudè den deutschen Teil der Lesung mit dem zentralen Spannungspunkt fort:
Valerie Rowes Leben ist aus den Fugen geraten. Nach langer Ehe ist ihr Mann Evan im Begriff, sie wegen einer jüngeren Frau zu verlassen, zudem droht ihr ihre sechzehnjärige Tochter Brianne völlig zu entgleiten. Als diese mit ihrem Vater und dessen neuer Freundin Jennifer in einen kurzen Luxusurlab fahren soll, damit ihre Mutter ihren 40.Geburtstag in Ruhe mit ihren Freunden feiern kann, sagt ihr Exmann kurzerhand den Termin ab. An seiner Stelle soll Valerie die gemeinsame Tochter und seine Neue in das fünf Stunden entfernte Luxusresort fahren. Dort angekommen findet sich Valerie bald in einem Albtraum wieder: Brianne ist plötzlich spurlos verschwunden... Was die besorgte Mutter zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: In dieser Gegend hat es in der letzten Zeit einige rätselhafte Morde gegeben...
Damit endete die Lesung und die Autorin ermöglichte es ihren Fans, ihr persönlich Fragen zu stellen, die sie auch gerne beantwortete und auf der anschließenden Autogrammstunde nahm sie sich für jeden Fan neben dem Signieren wirklich einen Moment Zeit, um zu reden und um für gemeinsame Erinnerungsfotos zu posieren.
Eine wirklich sympatische, natürliche Frau und hingegen der vernichtenden Kritiken auf Amazon und anderen Buchbewertungsportalen - ich fand den Roman alles andere als schlecht: Eben ein typischer Joy Fielding. ;)
Und nebenbei bemerkt: Die Autorin ist seit mehr als dreißig Jahren erfolgreich im Geschäft und hat einfach ihren eigenen Stil - findet es selbst raus, ob ihr ihn mögt. ;)
Alles Liebe,
Eure Ella